Wenn es die vhs nicht gäbe, müsste man sie erfinden

Austausch im Zeichen der Demokratie: Bei der Mitgliederversammlung im Juli 2025 in Heidelberg kamen die 159 Volkshochschulen aus ganz Baden-Württemberg zusammen

15.07.2025

Leben heißt vertrauen, wagen, sich einlassen. „Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug“ – mit den Worten von Hilde Domin eröffnete der Vorsitzende Fritz Kuhn die Mitgliederversammlung des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg. Nicht ganz zufällig, denn der Tagungsort war nach der Heidelberger Lyrikerin benannt, deren Künstlername auf ihr Exil aus Nazi-Deutschland verweist: die Dominikanische Republik. Im Hilde-Domin-Saal der Heidelberger Stadtbücherei trafen sich Vertreter*innen der 159 baden-württembergischen Volkshochschulen zur Mitgliederversammlung am 10. und 11. Juli 2025.

Bildung als Basis

Die Gefahr von Rechts für die Demokratie durchzog wie ein roter Faden die Tagung. Das Motto 2025: „Demokratie braucht Bildung“ nutzte der Vorsitzende, um die unverzichtbare Rolle der Volkshochschulen für demokratische Bildung und Integration darzulegen. „Integrationskurse sind mehr als Sprachkurse“ – auch hier wird die Basis für Demokratiebildung gelegt und beispielsweise die Grundzüge von Verfassung und gemeinsamen Regeln vermittelt. Bildung hilft, aktuelle Entwicklungen zu verstehen und ermöglicht, Argumente auszutauschen statt sich anzuschreien.

„Auch dafür stehen die Volkshochschulen: Wissen statt Verschwörungstheorien, sachliches Argumentieren statt sprachlichem Totschlag“, so Kuhn. „Nur die Auseinandersetzung mit qualitativem Widerspruch bewahrt uns vor Irrwegen.“ Bei der internen Geschäftssitzung am 10. Juli wurde Fritz Kuhn für weitere drei Jahre wieder gewählt, außerdem wurden neue Leitungen begrüßt und ausscheidende Leitungen in den Ruhestand verabschiedet. Darunter Ulrich Bausch von der vhs Reutlingen, der mit einem großen Kompliment an die Volkshochschularbeit schloss: „vhs sind großartig. Wir sind bekannter als wir denken, vertrauenswürdig, niederschwellig. Hier kann man angstfrei lernen!“

Begegnung ohne Bewertung

Hier schlossen sich bei der öffentlichen Jahrestagung am 11. Juli einige Redner*innen an und lobten die Volkshochschulen für ihre Offenheit, ihren Pragmatismus, ihre Zugänglichkeit, ihre Hartnäckigkeit. „Bildung ist nicht nice to have, sondern eine Notwendigkeit. Volkshochschulen sind schnell und kennen die Zielgruppe vor Ort“, betonte Volker Schebesta, Staatsekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. „Es braucht Räume, in denen Menschen sich begegnen können, ohne Bewertung.“

Wie wichtig Medienkompetenz ist, um sich mündig in der digitalen, vernetzten Welt zu bewegen, thematisierte Prof. Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen in seiner Keynote: „Wie kann er funktionieren, dieser Grenzgang zwischen interessierter Weltzuwendung und Selbstschutz?“ Seine Antwort: eine „redaktionelle Gesellschaft“, in der Journalismus nicht nur Beruf ist, sondern Methode. Die vhs sieht er als „Hoffungsträger einer Medienrevolution von der Seite“.

Bildung funktioniert nur, wenn die Menschen zuhören

Auch in der Podiumsdiskussion der Landtagsabgeordneten wurde der wichtige Beitrag der Volkshochschulen gewürdigt. „Wenn es die vhs nicht gäbe, müsste man sie erfinden“, sagte Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD). „Wir müssen politische Bildung auf die Straße bringen“, so Andreas Sturm (CDU). „Die Herausforderung liegt darin, an die Menschen heranzukommen“, so Dr. Susanne Aschhoff (Grüne). „Bildung funktioniert nur, wenn die Menschen zuhören.“

„Die vhs entwickeln neue Formate, um die Menschen zu erreichen, es braucht aber Ressourcen, um gute Ideen in die Fläche zu bringen“, resümierte Verbandsdirektor Tobias Diemer. Die Forderungen der vhs an die Landespolitik sind im Zwischenruf 2025 veröffentlicht. Gastgeberin der Mitgliederversammlung war 2025 die vhs Heidelberg, 2026 zieht sie nach Schwäbisch Gmünd weiter.

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Zwischenruf 2025

Austausch zu aktuellen Enwticklungen und Herausforderungen ist für die Volkshochschulen wichtig. (Bilder: Volkshochschulverband BW / Lena Lux)

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